Wie Frauen ihr eigener Chef werden

kiz, 02. März 2009

Wie Frauen ihr eigener Chef werden

Eigener Chef werdenTräume können wahr werden, Vildan Sahin-Kendibillir (34) ist das beste Beispiel dafür. Sie hat ihre Leidenschaft jetzt zum Beruf gemacht und mit drei Geschäftspartnerinnen einen Catering Service gegründet. Angeboten werden Spezialitäten aus ihrer türkischen Heimat. Ohne den vorherigen Besuch des Existenzgründerkurses im Mehrgenerationenhaus in der Idsteiner Straße hätte sie diesen Schritt nie gewagt, sagt sie. Gestern haben die ersten Absolventinnen ihr Zeugnis erhalten.

Der auf drei Monate angelegte Kurs ist Teil des von Bund und Europäischen Sozialfond geförderten Xenos-Projektes, das Ende August vergangenen Jahres im Mehrgenerationenhaus, dessen Träger der Verein Kinder im Zentrum Gallus (KIZ) ist, angelaufen ist. Vor allem Frauen mit Migrationshintergrund soll im Zuge der Qualifizierungsmaßnahme der Weg in die berufliche Selbstständigkeit geebnet werden, wie Ramona Lange von den Frauenbetrieben erklärt. Der erste Kurs sei ein großer Erfolg gewesen – nur eine der anfangs 14 Teilnehmerinnen ist abgesprungen.

Am meisten beeindruckt Romana Lange die Entwicklung der Damen, die enorm an Selbstbewusstsein gewonnen haben. „Einige hätten sich vorher nicht getraut, sich auf die Bühne zu stellen und ihre Geschäftsidee vor so vielen Leuten vorzustellen“, lobte sie nach der gelungenen Präsentation. Ihr Geld wollen die Absolventinnen künftig unter anderem mit einem Nähsalon, einer Heilpraktikerpraxis, als Designerin von Dessous beziehungsweise Kinderkleidern, als freiberufliche Hebamme oder Betreiberin einer mobilen Praxis für Massage und Fußpflege verdienen.

Die Geschäftsideen wurden im Laufe des Kurses geboren und dann stetig verfeinert. „Zunächst einmal werden die persönlichen Voraussetzungen abgeklopft und so herausgefunden, was den Frauen liegt, welche Interessen sie haben“, erklärt Ramona Lange. Außerdem beschäftigten sich die Kursteilnehmerinnen mit Marktanalyse, Kosten- und Umsatzplanung sowie Präsentationen sowie Kosten- und Umsatzplanung. In der Anfangsphase können die Damen im Mehrgenerationenhaus ihre Geschäftsräume einrichten und profitieren so davon, dass sie nur eine ganz geringe Miete bezahlen müssen. „Wir begleiten die Frauen noch ein Stück weit, fahren unser Engagement aber Zug um Zug zurück“, sagt Ramona Lange. Denn Ziel sei schließlich die Selbstständigkeit.

Da viele Frauen Kinder haben und sie den Existenzgründerkurs überhaupt besuchen können, wird nach Angaben von Chiad Taskin vom KIZ Gallus und zuständig für das Mehrgenerationenhaus von 8.30 bis 12.30 Uhr eine Kinderbetreuung angeboten. Als einen wichtigen Aspekt der Qualifizierungsmaßnahme bezeichnet er, dass begleitend die Deutschkenntnisse verbessert werden. „Sprachkenntnisse sind wichtig, wenngleich nicht unbedingt Voraussetzung für beruflichen Erfolg.“

Erste Aufträge haben Vildan Sahin-Kendibillir und ihre Kolleginnen schon. Kürzlich haben sie Speisen für eine Veranstaltung der Deutschen Bank geliefert. 80 Personen wollten versorgt sein. Trotz großer Hektik habe alles gut geklappt. Ihre Motivation für den Kursbesuch war die Aussicht, ihre eigene Chefin zu sein. Kennen gelernt haben sich die vier Frauen im Mehrgenerationenhaus beim Frühstückstreff. „Hier haben wir uns gegenseitig mit Leckereien verwöhnt. Und so war die Geschäftsidee geboren“, sagt Vildan Sahin-Kendibillir. So einfach ist das. (bit)

Infos zum Existenzgründerkurs im Mehrgenerationenhaus gibt Katharina Müller unter Telefon 75 00 29 28.

Aus: Frankfurter Neue Presse 29.04.2008