Ein Haus für Generationen

kiz, 17. März 2009

Bundesfamilienministerin von der Leyen kam zur Eröffnung in die Stadt
Das Lampenfieber haben sich die KiZ-Mädchen nicht an­merken lassen, als sie gestern Nachmittag auf der Bühne einen Bauchtanz vorführten, vor Ursula von der Leyen und weiteren 100 Zuschauern, bei der Eröffnung des Mehrgenerationenhauses im Gallus. Die Bundesfamilienministerin ist Initiatorin des vor einem Jahr ins Leben gerufenen Aktions­programms. Und der Verein Kinder im Zentrum Gallus (KiZ) ist ei­ne von bundesweit rund 500 Insti­tutionen, die gefördert werden.

Anlaufstelle für Alle
Die CDU-Politikerin eröffnete dabei nicht irgendein Wohnprojekt, sondern eine Begegnungsstätte, einen Ort zum „Austausch der Generationen". Die Mehrgenerationenhäuser sollen Anlaufstellen für Menschen jeden Lebensalters sein; sie sollen helfen, „Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren, Kinder früh zu fördern und Menschen für den Einstieg oder Wiedereinstieg in den Beruf zu qualifizieren". Das steht jedenfalls im Aktionsprogramm. Von 40 000 Euro jährlich, die die Initiativen fünf Jahre lang vom Bund bekom­men, lässt sich all dies nicht umsetzen. Da macht sich die Leiterin des ersten Frankfurter Mehrgeneratio­nenhauses nichts vor. Ursula Werder freut sich trotzdem über die Aufnahme des KiZ ins Aktionsprogramm. „Die Förderung verstehen wir als eine Bestätigung unse­res Konzeptes, im Stadtteil Angebote für Jung und Alt zu machen."
Dass es dem Trägerverein ge­lingt, Jung und Alt, Einheimische und Eingewanderte unter einem Dach zusammenzubringen, war bei der offiziellen Einweihungsfeier des „Mehrfamilienhauses" offensichtlich. Da saßen Kopftuch tragende Frauen aus Marokko oder der Türkei neben alteingesessenen Senioren, um sie spielende Kinder. Es sind Besucher, die in die Räume an der Idsteiner Straße nicht nur dann kommen werden, wenn sich hochrangiger Besuch aus Berlin ankündigt.

Der Verein KiZ ist eine nicht nur im Stadtteil bekannte Einrichtung. Vor mehr als 30 Jahren ist es als eine Migrantenselbsthilfeorganisation gegründet worden und hat sich vor allem der Betreuung von Kindern gewidmet. Das Geld für die Projekte bekommt KiZ aus unterschiedlichen Töpfen. So wird das Angebot zur Berufsorientierung vom EU-Programm Xenos getragen. Den offene Treff für Kinder finanziert das Sozialrathaus und das Geld für das Projekt „Elterneinschulung" kommt vom Land. Vor vier Jahren ist KiZ, das seine Räume bisher im Hinterhof der Sulzbacher Straße 16 hatte, mit dem Integrationspreis der Stadt Frankfurt ausgezeichnet worden. Ab Frühjahr wird KiZ komplett in die ehemaligen Räume der Braun AG eingezogen sein. Gestern wurde lediglich die offizielle Einweihung gefeiert — mit besten Wünschen der Bundesministerin. „Die Politik schafft lediglich den Rahmen, Sie füllen es mit Leben", so von der Leyen.

Den Verein Kinder im Zentrum Gallus gibt es seit 1975, ins leben gerufen von spanischen und türkischen Eltern. Er ist zu einer Institution mit 25 Angestellten gewachsen. Zum Angebot gehören neben Hausaufgabenhilfe, offenem Kindertreff, Deutschkursen auch „Elterneinschulungen", die Eltern mit Migrationshintergrund mit dem deutschen Schulsystem vertraut machen.

Im Mehrgenerationenhaus an der Idsteiner Straße wird das Angebot für Bewohner im Viertel erweitert, etwa um den Schachclub, das Familienrestaurant und eine Dienstleistungsbörse.

Aus: FR 18.12.2007