Moveo ergo sum – ich bewege mich, also bin ich

kiz, 10. Juni 2015

„Gallus fährt Rad!“ – Das war das Motto, Ziel und auch Ergebnis des 1. Aktionstages Fahrrad, der am Samstag, dem 30. Mai 2015 im Rahmen der Gesundheitswochen Gallus auf dem Gelände der Paul-Hindemith-Schule stattfand.

Mit Hilfe zahlreicher Volunteers von der Deutschen Bank, Linklaters, dem Internationalen Bund (IB) sowie der GFFB gGmbH, begann schon am frühen Morgen, unter Anleitung der Organisatoren Daria Stanco vom Mehrgenerationenhaus, Christine Schwake von der Deutschen Bank sowie Sarah Bender vom IB, der Aufbau einer Landschaft rund ums Thema Fahrradfahren. Diverse Stationen, von der professionell aufgestellten Fahrradwerkstatt über einen Parcours bis hin zur Kinderbetreuung und Grillstation, luden die Bewohner des Stadtteils dazu ein, gleichsam ihre Gesundheit und Mobilität zu fördern.

Teilhabe und Empowerment, darum geht es den Kooperationspartnern aus den öffentlichen, sozialen und wirtschaftlichen Bereichen. Am Sektorenübergreifenden Runden Tisch Gallus, initiiert von „Engagement im Gallus – eine Initiative der Deutschen Bank, Linklaters und dem Mehrgenerationenhaus Frankfurt“, wurde dieser Bedarf deutlich und der Aktionstag mit dem Ziel der Förderung der Mobilität, Gesundheit und Spaß an der Bewegung beschlossen. So war nun der ganze Stadtteil eingeladen mit dem Fahrradfahren zu beginnen oder das bestehende Können in Fortgeschrittenenkursen zu erweitern. Dreh- und Angelpunkt waren deshalb die Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse von Nicole Matheis und Christine Rhodes, die vom Radfahrbüro der Stadt Frankfurt finanziert wurden. Nach dem Leitsatz „moveo ergo sum- ich bewege mich, also bin ich“, wurden vor allem auch Erwachsene davon überzeugt, dass das Fahrrad ein Allroundtalent im Bereich Mobilität ist. Wenn einmal Unsicherheiten abgebaut sowie das Gleichgewicht und Körpergefühl geschaffen sind, sei es ganz einfach das Fahrradfahren in den Alltag zu integrieren und das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden: unkomplizierte, günstige, schnelle Fortbewegung, in Kombination mit Sport, Fitness und Spaß. Ziel sei es „sich auf dem Fahrrad zu Hause zu fühlen“, so Frau Rhodes, dann wäre auch der Blick frei für das Wesentliche – den Straßenverkehr. Während Frau Rhodes eine Fahrradtour durch das Gallus mit den Fortgeschrittenen anleitete, übte Frau Matheis in mehreren Anfängerkursen auf speziellen Rollern das Gleichgewicht zu halten. Vor allem junge Migrantinnen nahmen das Angebot begeistert auf, da für manche damit ein Kindheitstraum in Erfüllung ging. Die neue Unabhängigkeit gäbe ihnen Mut auch andere Dinge anzupacken, so Dunja S., gebürtig aus Syrien, und Saida B., die aus Marokko nach Deutschland kam. Gleich nach dem Kurs traut sich Dunja S. bereits auf ein normales Fahrrad und dreht damit erste Runden auf dem Schulhof. Für sie und die weiteren Teilnehmer_innen standen gespendete Fahrräder bereit, die mithilfe der Fahrradwerkstatt von Per Pedale wieder fit gemacht wurden.

Der Schulleiter und so auch Gastgeber, Matthew George, übernahm die Koordination des Aufbaus des Fahrradparcours und erhielt dabei Unterstützung von den Jugendlichen seiner vor einem Jahr ins Leben gerufenen Fahrrad AG. Der passionierte Radfahrer hatte die erste Fahrrad AG dieser Art in Frankfurt nach bayrischen Vorbildern gegründet. Heute engagieren sich 12 Jungs und 4 Mädchen in der Fahrrad AG „Bikepool“. Die enthusiastischen Siebtklässler Junior und Mohammed, Gruppenleiter der AG, zeigten sich von der Veranstaltung begeistert. Auch Samuel, der vor Kurzem aus Nigeria nach Deutschland kam und derzeit eine Deutsch-Intensiv-Klasse an der IGS besucht, ist begeistert vom Thema Fahrrad und froh, dass er über die AG schnell Freunde gefunden hat. Und so ist es auch ein kleines Drama, als sich ein anderer Junge bei einem gemeinsamen, etwas waghalsigen Manöver trotz Helms eine Schramme zuzieht und dabei noch einen Blechschaden verursacht. Aber die Jungs hielten zusammen und ließen sich den Spaß nicht verderben. Das gehöre dazu, sie alle wollen Profis werden und da müsse man mit der ein oder anderen kleinen Verletzung rechnen.

Die Mittel der Fahrrad AG und alle hier genutzten Materialien, vom Holz für den Bau des Parcours bis hin zum Fahrradbestand, wurden durch Spenden in Höhe von fast 15.000 Euro der Deutschen Bank, Linklaters, Lotto Hessen und weiteren öffentlichen und privaten Geldgebern, realisiert. So konnten Matthew George und seine engagierten Kollegen insgesamt 21 Mountainbikes und 4 Rennräder zum Selbstkostenpreis anschaffen. Weiterhin unterstützen  Per Pedale, der Griesheimer IB-Laden Bike-point und die Fixie-Stube das schulische Vorzeigeprojekt. Auch zukünftig wird die Paul-Hindemith-Schule Mittel und Materialien für die AGs und den Wahlpflichtunterricht erhalten sowie auf das Expertenwissen der Fahrradtechniker zurückkommen können. Aber das Engagement soll auch über die Grenzen der Schule hinaus auf den Stadtteil überschwappen und der Aktionsradius erweitert werden. So ist angedacht die Aktionen zum Thema Fahrrad fortzuführen, um durch den Erfolg der ersten Aktion zukünftig ein größeres Publikum zu erreichen. Dann würden aber auch die Fahrradtechniker von Per Pedale Verstärkung benötigen, so Herr Tümmler von den Volunteers der Deutschen Bank, da der Nachfrage nach Reparaturen von mitgebrachten und gespendeten Fahrrädern kaum nachzukommen war. Ein absoluter Erfolg ist die Tatsache, dass in Zukunft ein kompletter mehrtägiger Fahrradkurs für die interessierten Frauen angeboten wird. Dunja S. und Saida B. können es kaum erwarten.