Bänke für Begegnungen
Anwohner, Flüchtlinge und Bank-Angestellte bauten in der Jugend-Kulturwerkstatt Falkenheim mobile Bänke aus Paletten.
Offenbar haben Banker auch ein besonderes Händchen für Bänke. „Ich habe mir extra nochmal zeigen lassen, wie man mit dem Versenkbohrer die Löcher in der Palette so vorbohrt, dass die Schrauben parallel zur Sitzfläche eingepasst werden können“, sagt Gunnar Stamer, bei der Deutschen Bank zuständig fürs Produktmanagement. Und der Syrer Ayman (26) hat als Lehrer ein Händchen für Kinder, mit denen er Fahrräder und Blumen auf die Bänke malt: „So helfe ich, lerne Leute kennen und verbessere gleichzeitig mein Deutsch“, sagt er.
Mit Anwohnern aus der Friedrich-Ebert-Siedlung und Flüchtlingen, die hier zeitweise untergebracht sind, bauen und gestalten rund 40 Mitarbeiter der Deutschen Bank unter Anleitung der Künstlerinnen Nicole Wächter und Ingrid Strohkark fünf mobile Sitzbänke, die im westlichen Gallus Raum für Begegnungen schaffen sollen. „Alles Paletti im Gallus“ heißt die Aktion nach den dafür verwendeten 40 Euro-Paletten und ist ein Kunstprojekt von „Engagement im Gallus- eine Initiative von Deutsche Bank, Linklaters und dem Mehrgenerationenhaus Frankfurt“ und der Jugend-Kultur-Werkstatt Falkenheim Gallus.
„Wir haben nach Möglichkeiten für solche Treffpunkte gesucht und eine Baustellenleitung aus dem Europaviertel gefunden, die uns die Paletten gespendet hat“, erklärt Kristin Friedrich von „Engagement im Gallus“. Die so entstandenen Bänke sollen an verschiedenen Orten im Stadtteil aufgestellt werden, unter anderem an der Jugend-Kultur-Werkstatt, vor der Internationalen Kita in der Ackermannstraße, vor der Ackermannschule und beim neuen Bürgergarten in der Schneidhainer Straße. Als mobile Bänke lassen sie sich bei Bedarf auch an andere Orte versetzen.
Ebene Sitzflächen
„Für die künstlerische Gestaltung stimmen wir im Team die passenden Motivideen zum Standort und zum Stadtteil ab“, erklärt Wächter. Doch vor die Lackierung und Bemalung der abgeschliffenen und grundierten Bänke hat die Vorsehung die Montage gestellt – und hier sind durchaus Geschick und Sachverstand gefragt. „Während die Sitzfläche eben sein soll, müssen wir für die Standfläche der Bänke Paletten aus stabilem Vollholz verwenden“, erklärt Alex Luuck, der im IT-Bereich der Deutschen Bank arbeitet.
Pro Bank werden jeweils acht passende Paletten ausgesucht, abgeschliffen, grundiert und miteinander verschraubt, um neben der Stand- und Sitzfläche noch eine zum Sitzen angenehme Rückenlehne zu erhalten. Auch so mancher Anwohner kann hier seine Kenntnisse als Heimwerker einbringen, während die Mitarbeiter der Bank, die sonst meistens in Büros sitzen, sich am Social Day vor Ort engagieren. Schließlich einigt man sich in den Teams auf das Konzept für die Motive: Neben Pflanzen sollen die Bänke auch Fahrräder und ein Flusslauf zieren, der für den Main steht und die Verbundenheit der Stadt zum Fluss ausdrückt.
Mit Blumen bemalt
Unter künstlerischer Anleitung widmet sich Noah (7) ganz einer kleineren Bank, die vor der Internationalen Kita aufgestellt wird: „Er hat eine Blume und eine Kirsche gemalt, was ihm viel Spaß gemacht hat“, sagt seine Mutter Nadia Dakkali. So finden die Menschen zusammen: Ayman ist derzeit in Griesheim untergebracht und sucht nach Abschluss seines Asylverfahrens nun eine Arbeitsstelle als Lehrer. Gleichzeitig ist er in Kontakt mit dem Mehrgenerationenhaus, das viele Angebote für Flüchtlinge bereitstellt.
„Im Herbst haben wir schon einen Weihnachtsbasar für die Flüchtlinge im Gallus organisiert“, berichtet Christine Lindner-Au von der Deutschen Bank. Der Erlös kam den Vorbereitungskursen in den umliegenden Schulen zugute. „Daran können wir jetzt anknüpfen und unsere Klienten in die jetzige Aktion integrieren“, sagt Friedrich. Denn viele Flüchtlinge, die bald vom Gallus nach Bonames umziehen, werden über die Angebote des Mehrgenerationenhauses mit dem Stadtteil verbunden bleiben.
(got)
http://www.fnp.de/lokales/frankfurt/Baenke-fuer-Begegnungen;art675,1990071